Ganztag: Rahmenbedingungen müssen verbessert werden

Eine unter maßgeblicher Beteiligung des AWO Bundesverbands durchgeführte Studie macht deutlich: Unklare Zuständigkeiten sowie der Mangel an Personal, Räumen und Wertschätzung der Mitarbeitenden gefährden die Umsetzung des anstehenden Rechtsanspruchs auf Ganztag ab 2026.
Am 12. September 2025 fand in Berlin die Abschlussveranstaltung des Forschungsprojekts Ganztagsförderung für Grundschulkinder: Organisationsmodelle und Beschäftigungsbedingungen statt. „Motiviert, aber hoch belastet“. So die zentrale Erkenntnis des durch die Max-Träger-Stiftung geförderten und durch das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) an der Universität Duisburg-Essen unter der Leitung von Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey durchgeführten Projekts. Im Mittelpunkt stand die Analyse unterschiedlicher Organisationsmodelle im Ganztag anhand von vier exemplarischen und hinsichtlich der dort praktizierten Beschäftigungsmodelle heterogenen Bundesländern. Als Kooperationspartner waren sowohl die AWO als auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) maßgeblich beteiligt, unter anderem indem sie in unterschiedlichen Ganztagsangeboten Beschäftigte für die Studie erreichten. Mittels Online-Befragung wurden Gegebenheiten der unterschiedlichen Organisationsmodelle in den Ländern und zentrale Problemlagen herausgearbeitet. Qualitative Interviews vertieften die Aussagen aus der Befragung und untermauerten diese argumentativ. Eine angespannte Personalsituation, keine angemessenen Räumlichkeiten, unklare Zuständigkeiten und auch fehlende Anerkennung belasten die Mitarbeitenden und gefährden damit die Umsetzung des ab August 2026 gesetzlichen Anspruchs auf ganztägige Förderung in der Grundschule. Die Studie zeigt:
Die Mitarbeitenden sind hoch motiviert und möchten eine hochwertige und kindorientierte Arbeit leisten – aber die Rahmenbedingungen erschweren dies und reduzieren häufig die Arbeitszufriedenheit und die Beschäftigungsbindung.
Forderungen der AWO
Der Bundesverband erstellte im Kontext des Forschungsvorhabens ein Policy Briefing und konkretisierte damit die Forderungen der AWO an eine qualitativ hochwertige Ganztagsförderung für Grundschulkinder.
- Strukturelle Engpässe dürfen die Qualität und Teilhabe am Ganztag nicht gefährden! Mitarbeitende brauchen gute Rahmenbedingungen, damit die Zufriedenheit mit ihrer Tätigkeit im Ganztag nachhaltig und bindend wirken kann.
- Ganztagsförderung muss als Schlüssel zur Armutsfolgenprävention und Element von Chancengerechtigkeit gesehen werden. Die Perspektive der Kinder muss daher im Mittelpunkt eines jeden Konzepts zur ganztägigen Förderung von Grundschulkindern stehen.
- Qualität ganztägiger Angebote für Grundschulkinder und strukturelle Formen multiprofessioneller Teamarbeit bedingen einander und müssen gesetzlich verankert werden.
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Policy Briefing der AWO
Guter Ganztag. Angemessene Rahmenbedingungen für die Mitarbeitenden schaffen!
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Policy Briefing der GEW
Schlussfolgerungen und Forderungen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft zur Verbesserung der Bedingungen für Qualität und gute Arbeit
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Projekt-Bericht
Ganztagsförderung für Grundschulkinder: Organisationsmodelle und Beschäftigungsbedingungen, September 2025
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Projekt-Abschlusspräsentation
Ganztagsförderung im Wandel - zwischen Engagement und Erschöpfung. Ergebnisse und Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt, September 2025
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Weitere Infos
Die AWO ist in vielfältiger Weise im Bereich der Ganztagsbildung für Grundschulkinder aktiv. Details enthält die Projektseite „Bildung und Betreuung von Grundschulkindern“.