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16.05.2025

Demokratie durch Teilhabe verwirklichen – die AWO beim DJHT

AWO-Messestand beim 18. DJHT

Beim 18. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag befasste sich der Bundesverband unter anderem mit Kinderrechten sowie den Bedarfen junger Menschen am Übergang von Schule zu Beruf, entwickelte Strategien gegen Angriffe von rechts und nahm armutssensibles Handeln in der Kinder- und Jugendarbeit in den Blick.

Vom 13. bis 15. Mai 2025 fand in Leipzig der größte europäische Jugendhilfegipfel mit rund 300 Veranstaltungen und ebenso vielen Messeständen statt. Rund 30.000 Personen aus allen Handlungsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe besuchten den DJHT vor Ort und digital. In Kooperation mit dem Bundesjugendwerk, dem Bezirksverband Braunschweig, dem Landesverband Sachsen, weiteren AWO-Verbänden, dem Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik, dem Zukunftsforum Familie und dem Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit führte der Bundesverband diverse Veranstaltungen durch und war mit einem Messestand vertreten.

DJHT: Jana Borkamp, Abteilungsleiterin Kinder und Jugend im BMBFSFJ, AWO-Präsident Michael Groß und Alexander Nöhring, Leiter der Abteilung Kinder, Jugend, Frauen, Familie im AWO Bundesverband
Jana Borkamp mit Michael Groß (Mitte) und Alexander Nöhring

Für eine starke Kinder- und Jugendhilfe

„Jugendhilfe sorgt dafür, dass sich die Feinde der Demokratie über uns aufregen. Nicht nur deshalb brauchen wir eine starke und finanzierte Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland!“, so AWO-Präsident Michael Groß auf dem DJHT im Gespräch mit Jana Borkamp, Abteilungsleiterin Kinder und Jugend im Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend, und Alexander Nöhring, Leiter der Abteilung Kinder, Jugend, Frauen, Familie im Bundesverband. Am Messestand der AWO erhielten die Besucher*innen jede Menge Informationen und konnten spielerisch die Bedeutung von Kinderrechten im Familienalltag kennenlernen.

AWO beim DJHT: Kinderrechte - kenn' ich!

Familie(nbildung) – ein Ort für Kinderrechte

Dr. Verena Wittke vom Bundesverband, Beate Kopmann von der AWO Hannover und Hilde Nägele von der AWO Nürnberg stellten Erfahrungen, Erkenntnisse und Materialien aus dem von 2022 bis 2024 durch das BMFSFJ geförderten Projekt Kinderrechte umsetzen in Familien und Lebenswelt vor. Die Teilnehmenden aus der Praxis zeigten sich besonders interessiert an der Handreichung Für Eltern erklärt: Die Welt der Kinderrechte mit Texten in einfacher Sprache und Methodenvorschlägen. Im Gespräch näherten sie sich der Frage, wie – anknüpfend an die Erfahrungen aus dem Projekt – nicht nur Kinder, sondern auch Eltern in ihren Rechten zu Beteiligung und Mitbestimmung in Einrichtungen und Sozialraum gestärkt werden können.

  • Familie(nbildung) – ein Ort für Kinderrechte

    Vorstellung des Projekts „Kinderrechte umsetzen in Familie und Lebenswelt“

  • Für Eltern erklärt: Die Welt der Kinderrechte

    Ergebnisse und Methoden aus dem Projekt „Kinderrechte umsetzen in Familie und Lebenswelt (KiFaLe)“

Maßnahmen am Übergang von Schule zu Beruf

Wie geht es jungen Menschen, die am Übergang von Schule zu Beruf stehen? Wie erleben sie ihre Situation, welche Erwartungen haben sie? Tobias Reichelt vom Bundesverband und Lutz Wende von der OrganisationsBeratung präsentierten erste Ergebnisse der bisher vierzehn durchgeführten Befragungen und diskutierten diese mit den Teilnehmenden. Viele Jugendliche fühlen sich nicht wahrgenommen, berichten von ungleicher Behandlung, Diskriminierung und Mobbing. Sie wünschen sich mehr individuelle Betreuung sowie kreative Projekte und würden gerne verstärkt „Dinge fürs Leben“ lernen. Die Diskussion mit Teilnehmenden des DJHT brachte wichtige Anregungen und positives Feedback, die Befragungen fortzusetzen.

  • Maßnahmen am Übergang von Schule zu Beruf

    Nutzer*innengerechte Ausgestaltung – Vorstellung und Diskussion erster Ergebnisse der bisher durchgeführten Befragungen

AWO-Veranstaltung auf dem DJHT: Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit im Visier von rechten Akteur*innen –Erfahrungen und Gegenstrategien
„Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit im Visier von rechten Akteur*innen: Erfahrungen und Gegenstrategien“ (von links): Deike Janssen (Moderation), Amélie Marquardt, Prof. Dr. Benno Hafeneger, Tobias Burdukat

Gemeinsam gegen Rechts

Rund 80 Teilnehmende diskutierten beim von Bundesverband und Bundesjugendwerk organisierten Panel die Bandbreite politischer Angriffe. Der Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Benno Hafeneger legte mittels aktueller Studienergebnisse dar, wie die AfD mit zahlreichen parlamentarischen Anfragen das Neutralitätsgebot instrumentalisiert und die Gemeinnützigkeit von Trägern und deren Finanzierung infrage stellt. Tobias Burdukat, Jugendarbeiter aus Grimma, und Amélie Marquardt vom Landesjugendwerk Sachsen-Anhalt beschrieben, wie ihre praktische Arbeit durch politische Interventionen unter Druck gerät. Fachkräfte, Träger und Verbände zeigten Gegenstrategien auf – etwa durch politische Positionierungen und Bündnisbildung sowie durch die strukturelle und finanzielle Stärkung der Jugend(verbands)arbeit auf Basis ihrer zentralen Werte: Demokratie, Partizipation und Emanzipation.

Teilhabe für alle – ein Plädoyer für armutssensibles Handeln in der Kinder- und Jugendarbeit

In der Debatte griff der Bundesverband sowohl die politische Dimension des Konzepts als auch die Perspektive der Kinder und Jugendlichen auf. Die Sozialarbeiterin und Politikwissenschaftlerin Gerda Holz gab einen Fachimpuls zur Armutssensibilität als Grundstein für armutspräventives Handeln von Praxis und Politik. Der Bundesverband und das Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik stellten ihr gemeinsam entwickeltes Fortbildungskonzept für armutssensibles Handeln in der Kinder- und Jugendarbeit vor. Zudem erfuhren die Teilnehmenden unter dem Leitbegriff Radikale Solidarität, wie die Volkshilfe Österreich am Beispiel der Arbeit mit Armutsbetroffenen das politische Mandat der Sozialen Arbeit denkt.

  • Armutssensibilität

    Grundstein für armutspräventives Handeln von Praxis und Politik - Fachimpuls der Sozialarbeiterin und Politikwissenschaftlerin Gerda Holz

  • Armutssensibles Handeln in der Kinder- und Jugendarbeit

    Fortbildungsangebot – vom Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik in Zusammenarbeit mit der AWO entwickelt

  • Radikale Solidarität

    Wie die Volkshilfe Österreich das politische Mandat der Sozialen Arbeit denkt – am Beispiel der Arbeit mit Armutsbetroffenen

von links: Lara-Jane Isermeyer, Nils Borkowski, Prof. Dr. Timo Schreiner, Hendrik Ruppert, Michael Jester, und Sabrina Hampe
von links: Lara-Jane Isermeyer, Nils Borkowski, Prof. Dr. Timo Schreiner, Hendrik Ruppert, Michael Jester, und Sabrina Hampe, Foto: © AWO Bezirksverband Braunschweig

Wer sprengt hier eigentlich wen?

Im Panel Dynamite diskutierten vom Bereich Jugend- und Erziehungshilfen beim AWO Bezirksverband Braunschweig Nils Borkowski, Geschäftsbereichsleiter, Hendrik Ruppert, Abteilungsleiter, Michael Jester, pädagogische Fachkraft, und Sabrina Hampe, Bereichsmanagerin, mit der Sozialdezernentin vom Landkreis Helmstedt Lara-Jane Isermeyer sowie Dr. Timo Schreiner, Professor für Kinder- und Jugendhilfe an der Ostfalia Hochschule Wolfenbüttel, in welcher Form die Arbeit mit sogenannten Systemsprenger*innen umgesetzt werden kann. Das Team aus Braunschweig stellte seine Arbeit in einer Wohngruppe vor und erörterte, warum der Begriff Systemsprenger*innen mehr über das System sagt als über die jungen Menschen selbst.

von links: Julia Schur, Digitalisierungsmanagerin, Julia Weber, Bereichsmanagerin Gesundheit und Psychosoziale Hilfen, und Sabrina Hampe, Bereichsmanagerin Jugend- und Erziehungshilfen, alle drei AWO Bezirksverband Braunschweig, bei der Projektpräsentation
von links: Julia Schur, Julia Weber und Sabrina Hampe, Foto: © AWO Bezirksverband Braunschweig

Jugendhilfe meets Sozialpsychatrie

Im Workshop stellten Kolleginnen des Bezirksverbands Braunschweig – Julia Schur, Digitalisierungsmanagerin, Julia Weber, Bereichsmanagerin Gesundheit und Psychosoziale Hilfen, und Sabrina Hampe, Bereichsmanagerin Jugend- und Erziehungshilfen – Ergebnisse des Projekts Jugendhilfe meets Sozialpsychatrie vor und diskutierten mit den Teilnehmenden darüber, wie die Einbindung von jungen Menschen und Mitarbeitenden zur inklusiven Schnittstellengestaltung gelingen kann, um Lücken der bisherigen Angebotsstruktur nachhaltig zu schließen. Die Teilnehmenden brachten sich aktiv in den Workshop ein und wandten unter anderem Methoden des Design Thinking an.

  • Jugendhilfe meets Sozialpsychiatrie

    Einbindung von jungen Menschen und Mitarbeitenden zur inklusiven Schnittstellengestaltung, um Lücken der bisherigen Angebotsstruktur nachhaltig zu schließen

Nicht über sie sprechen, sondern mit ihnen entscheiden

In dem von Nikola Schopp vom Zukunftsforum Familie moderierten Workshop zur Reform des Umgangs- und Sorgerechts diskutierten Johanna Nicodemus von Prognos, Annegret Stübner von der Jugend- und Familienberatung der AWO Halle-Merseburg sowie Viktoria Rappold vom Deutschen Kinderhilfswerk darüber, ob die Neuregelungen ausreichen, um Kinder und Jugendliche angemessen in familienrechtlichen Verfahren einzubinden.

Fazit: Eltern brauchen dringend Beratung – insbesondere bei Trennung und Scheidung. Solche Beratung wirkt nachweislich positiv und kommt auch den Kindern zugute. Auch Kinder müssen beraten und beteiligt werden – ihre Perspektiven und Rechte dürfen nicht übergangen werden, selbst wenn äußere Umstände nicht leicht veränderbar sind. Die kindgerechte Justiz ist in der Umsetzung lückenhaft, rechtlich unzureichend verankert und in der Praxis sehr heterogen ausgestaltet. Es fehlen verbindliche Qualitätsstandards, etwa für Verfahrensbeistände, und verlässliche Daten zum Umsetzungsstand in den Ländern. Auch Kooperationen zwischen allen relevanten Akteuren (z. B. Jugendhilfe, Schule, Justiz) sind notwendig und dürfen nicht fehlen, um Wissen zu teilen und Kinder ganzheitlich zu begleiten, zu stärken und nicht aus dem Blick zu verlieren. Fachkräfte wie Lehrer*innen brauchen Zeit, Unterstützung und strukturelle Stärkung, gerade in den Lebenswelten der Kinder. Neben fachlicher Orientierung ist auch ein gutes Bauchgefühl wichtig – Haltung, Intuition und Fachlichkeit gehören zusammen.

Kontakt

Der Deutsche Kinder- und Jugendhilfetag wird durch das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.