Kompetenznetz Einsamkeit

Startzeichen zur Erarbeitung einer „Strategie gegen Einsamkeit“, Bundesfamilienministerin Lisa Paus und Benjamin Landes, Direktor des ISS, bei der Konferenz „Gemeinsam aus der Einsamkeit“, Foto: © Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik / Konstantin Gastmann
Das Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik bündelt bestehendes Wissen zum Thema Einsamkeit, schließt Wissenslücken und lässt gewonnene Erkenntnisse in die politische sowie gesellschaftliche Praxis einfließen.
Das Thema „Einsamkeit“ ist in den vergangenen Jahren und nicht zuletzt durch die Coronapandemie stark in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Damit einher geht ein großes Interesse an der Erforschung von Ursachen, Auswirkungen, aktuellen Zahlen und möglichen Maßnahmen zur Linderung und Vorbeugung von Einsamkeit. Genau hier setzt das Projekt „Kompetenznetz Einsamkeit“ (KNE) an.
Hintergrund und Ziele
Das Kompetenznetz Einsamkeit (KNE), das Ende 2021 seine Arbeit aufnahm, ist ein Projekt des Instituts für Sozialarbeit und Sozialpädagogik und wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Es setzt sich mit den Ursachen und Folgen von Einsamkeit auseinander und fördert die Erarbeitung und den Austausch über förderliche und hinderliche Faktoren in der Prävention von und Intervention bei Einsamkeit in Deutschland. Das Projekt hat zum Ziel, das bestehende Wissen zum Thema Einsamkeit zu bündeln, Wissenslücken zu schließen und gewonnene Erkenntnisse in die politische sowie gesellschaftliche Praxis einfließen zu lassen. Dazu verbindet das KNE Forschung, Netzwerkarbeit und Wissenstransfer.
Ursachen, Maßnahmen und Einsamkeitsbarometer
Im Rahmen der Praxisforschung werden förderliche und hinderliche Faktoren in der aktiven Vorbeugung und Linderung von Einsamkeit erforscht. Hierbei soll ein umfassendes Verständnis vom Einsamkeitserleben und den auslösenden Faktoren gewonnen werden. Darüber hinaus werden Maßnahmen gegen Einsamkeit systematisiert sowie Gelingensfaktoren für effektive Maßnahmen erforscht. Die Arbeit des KNE wird begleitet durch Expertisen, welche das vorhandene Wissen zum Thema Einsamkeit darstellen. Zudem arbeitet das KNE an der Etablierung eines Einsamkeitsbarometers. Es ist eine regelmäßige statistische Erfassung des Einsamkeitserlebens der deutschen Bevölkerung geplant, sowie die Analyse ausgewählter Fragestellungen in Form von Einsamkeits-Fokusanalysen.
Zusammenführung von Expert*innen und Aktiven
Im Bereich Netzwerk werden Akteur*innen, die in Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik im Kontext von Einsamkeit aktiv sind, zusammengebracht. Ziel ist es, die Aktivitäten und Maßnahmen gegen Einsamkeit durch bestehendes Wissen und Erfahrungen weiterzuentwickeln. Das Netzwerk arbeitet in unterschiedlichen Formaten: Veranstaltungen im Kontext der partizipativen Forschung, Expert*innengespräche, wissenschaftliche Fachgespräche und Konferenzen. Zudem organisiert das KNE die Veranstaltungsreihe KNE Salon. Dabei handelt es sich um eine niedrigschwellige digitale Veranstaltung, die sich an Interessierte, Betroffene, Fachkräfte der Sozialen Arbeit, Engagierte und Forschende richtet.
Ergebnisse und Angebote des KNE
Die Ergebnisse der Arbeitsformate werden durch das KNE dokumentiert und fließen wiederum in die Arbeit sowie in die Publikationen ein, die über die Website öffentlich zugänglich gemacht werden. Außerdem werden Angebote gegen Einsamkeit im Rahmen der Forschungs- und Netzwerkarbeit gesammelt und auf der Website sowie in einer detaillierten und bundesweiten Kartendarstellung von Angeboten zugänglich gemacht.
Strategie der Bundesregierung gegen Einsamkeit
Im Juni 2022 gab Bundesfamilienministerin Lisa Paus das Startzeichen zur Erarbeitung einer Strategie der Bundesregierung gegen Einsamkeit. Ziel ist es, Einsamkeit in Deutschland stärker zu beleuchten und zu begegnen. In die Strategie werden alle Altersgruppen und alle Menschen, die aufgrund ihrer Lebensführung in bestimmten Lebensphasen von Einsamkeit betroffen sein können, eingeschlossen. Zur Begleitung der Erarbeitung der Strategie wurde eine Geschäftsstelle am KNE eingerichtet. Diese hat einen breiten Beteiligungsprozess mit verschiedenen öffentlichen und nichtöffentlichen Beteiligungsformaten durchgeführt, deren Ergebnisse in die Erarbeitung der Strategie der Bundesregierung gegen Einsamkeit eingeflossen sind. Im Dezember 2023 hat das Bundeskabinett die Strategie gegen Einsamkeit beschlossen. Seither begleitet und unterstützt das KNE die Umsetzung der Strategie.
Beirat und KNE AG
Die Arbeit des KNE wird durch den Beirat „Gemeinsam aus der Einsamkeit“, dem Personen aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik angehören, unterstützt. Der Beirat bietet einen Resonanzraum und ist in beratender Funktion tätig. Brigitte Döcker, ehemalige Vorstandsvorsitzende des AWO Bundesverbands, hat seit der Gründung des KNE und bis zu ihrem Eintritt in den Ruhestand in diesem Gremium mitgewirkt. Seit Ende 2023 ist Kathrin Sonnenholzner, Präsidiumsvorsitzende des AWO Bundesverbands, Mitglied des Beirates. Das KNE wird zudem von der KNE AG, einer Arbeitsgruppe, die sich aus von Einsamkeit betroffenen Personen zusammensetzt, begleitet.
Weitere Informationen unter: www.kompetenznetz-einsamkeit.de
Kontakt zum Projekt
Claudia Schmidt (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)
claudia.schmidt@iss-ffm.de
Axel Weber (Wissenschaftlicher Mitarbeiter)
axel.weber@iss-ffm.de
ISS e.V. – Partner in Forschungs- und Beratungsfragen
Das Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS) wurde 1974 vom AWO Bundesverband gegründet und ist seit 1991 als rechtlich selbstständiger gemeinnütziger Verein organisiert. Das ISS hat zum Ziel, relevante Lösungsansätze für eine soziale, gerechte und demokratische Gesellschaft zu entwickeln. Hierbei steht der Transfer wissenschaftlich fundierter Informationen in praxisrelevantes Wissen im Vordergrund. Das ISS und die AWO arbeiten seit langem zu den Themenschwerpunkten „Soziale Ausgrenzung“, „Prävention“ und „Soziale Inklusion“ eng zusammen.

