FSJ und BFD: großes Engagement gegen geplante Mittelkürzungen

„Kürzt uns nicht weg!“ – Demonstration am 20. September 2023 in Berlin
Die Bundesregierung plante, die Förderung der Freiwilligendienste massiv zu kürzen. Der Bundesverband, die Träger der AWO-Freiwilligendienste und die Freiwilligen selbst mobilisierten alle denkbaren Kräfte, um dagegen zu protestieren.
Petition „Freiwilligendienste stärken!“ und Lobbyarbeit durch Träger und Bundesverband
Die Haushaltsaufstellung des Bundes war für die Freiwilligendienste im Jahr 2023 einschneidend – die Bundesregierung plante eine Kürzung der Förderung um 24 Prozent für 2024 und um 34 Prozent für die Folgejahre. Freiwillige aller Verbände haben sich in einer bundesweiten Kampagne gegen die Kürzungen und für verbesserte Rahmenbedingungen in den Freiwilligendiensten zusammengeschlossen. Sie organisierten sehr erfolgreich die Petition #freiwilligendienststärken. Innerhalb von nur vier Wochen unterzeichneten 100.512 Menschen. Damit kamen mehr als doppelt so viele Unterschriften zusammen wie für eine Anhörung im Petitionsausschuss des Bundestages notwendig. Die Petentin Marie Beimen präsentierte die Forderungen dort am 18. September 2023. Der Ausschuss bedachte die Petition am 15. November 2023 mit dem höchstmöglichen Votum des Petitionsausschusses und entschied einstimmig, die Petition der Bundesregierung und den Länderparlamenten „zur Berücksichtigung“ zu überweisen.
Im Rahmen der Lobbykampagne „Die Letzte macht das Licht aus“ des AWO Bundesverbandes waren die Freiwilligendienste einer der Schwerpunkte. Viele AWO-Träger haben ihre regionalen Bundestagsabgeordneten angeschrieben und eingeladen sowie durch Postkartenaktionen und andere Aktivitäten auf die Situation der Freiwilligendienste aufmerksam gemacht. Der AWO Bundesverband hat in Zusammenarbeit mit den übrigen Verbänden im Bundesarbeitskreis FSJ und der BAGFW politische Gespräche geführt. Der AWO Landesverband Berlin war einer der Organisatoren einer großen Demo unter dem Motto „Kürzt uns nicht weg“ am 20. September 2023 in Berlin. Insgesamt ist es durch die konzertierten Lobbyanstrengungen gelungen, dass der Haushaltsausschuss die geplanten Kürzungen für die Freiwilligendienste im Bundeshaushalt 2024 in der Bereinigungssitzung komplett zurückgenommen hat. Das ist ein großer Erfolg, allerdings nur ein Etappensieg. Ein Freiwilligendienst funktioniert überjährig vom Herbst des einen bis zum Sommer des nächsten Jahres – und so ist auch die Förderlogik. Um die Fördermittel für 2024 tatsächlich im vollen Umfang nutzbar zu machen, müssen auch für den Haushalt 2025 ungekürzte Mittel bereitgestellt werden. Und die Forderungen nach insgesamt verbesserten Rahmenbedingungen bleiben bestehen. Die Lobbyarbeit geht weiter!
Bundessprecher*innen der AWO-Freiwilligen
Ein Freiwilligendienst bei der AWO ermöglicht (auch) Partizipation und Mitsprache. Über ein Sprecher*innensystem setzen sich die Freiwilligen gegenüber den AWO-Verantwortlichen und politischen Akteuren für ihre Anliegen ein. Die knapp 5.000 Freiwilligen wählen zunächst in ihren Seminaren Gruppensprechende, aus denen dann Vertreter*innen für die regionale und die Bundesebene gewählt werden. Im Jahrgang 2022/23 trafen sich 32 Delegierte zweimal zu Bundessprecher*innen-Treffen in Magdeburg und Dortmund. Ausgehend von diesen Treffen haben sie an verschiedenen Projekten gearbeitet, um die Freiwilligendienste bei der AWO noch attraktiver für jungen Menschen zu machen. Die Qualität der pädagogischen Begleitung und der Praxisanleitung wurden dabei genauso unter die Lupe genommen wie die Rahmenbedingungen im Freiwilligendienst. Über ihren Instagram-Kanal berichteten die Sprechenden über ihr Engagement und machten auf das FSJ und den BFD aufmerksam. Im Sprecher*innen-Forum auf dem zweiten Bundestreffen diskutierten sie ihre Ergebnisse und Wünsche mit Hauptamtlichen der AWO und sie vertraten Ihre Anliegen auch im Unterarbeitskreis Freiwilligendienste, der regelmäßig mit Vertreter*innen aller AWO-Träger beim Bundesverband tagt.
Die Freiwilligen formulierten politische Forderungen nach einem Freiwilligenticket für den ÖPNV und nach einem höheren bzw. vereinheitlichten Taschengeld, die sie u.a. in die Kampagne „Freiwilligendienst stärken!“ einbrachten. Als Anregung für die AWO-Träger entstand eine Checkliste zur Einarbeitung von neuen Freiwilligen in den Einsatzstellen. Und sie erstellten einen „Schöne Momente“-Katalog, um aufzuzeigen, welche Arten von Wertschätzung im Dienstalltag von den Freiwilligen als besonders wertschätzend und motivierend wahrgenommen wurden. Mit den Aktivitäten des Sprecher*innen-Systems ermöglicht die AWO in besonderem Maße Transparenz und Partizipation in der Arbeit mit den Freiwilligen. Das Feedback und die Forderungen der Freiwilligen geben den Gliederungen hilfreiche Rückmeldung zu ihrer Arbeit und sie werden genutzt, um die Qualität der AWO-Freiwilligendienste zu verbessen.
Planspiel „zusammen.Werte.leben – Alle unter einem Dach“
Der AWO Bundesverband hat gemeinsam mit den Trägern ein Planspiel entwickelt, das mit den Freiwilligen in den Seminaren gespielt werden kann, aber auch in anderen AWO-Kontexten einsetzbar ist. Dafür wurde ein bestehendes Spiel der Volkshochschule zur Grundlage genommen und für die AWO adaptiert. Im Rahmen des Planspiels erleben die Teilnehmenden in einem fiktiven AWO-Haus eine Art „Gesellschaft im Kleinen“. Unterschiedliche Gruppen, die zunächst um die Nutzung eines alten AWO-Gebäudes konkurrieren, müssen sich auf gemeinsame Regeln für das Zusammenleben einigen. Das kann gelingen oder scheitern. Die Erlebnisse in diesem Planspiel werden im Anschluss vor dem Hintergrund der AWO-Werte reflektiert und die Teilnehmenden denken über deren praktische Bedeutung für ihren eigenen Alltag nach. Zum Planspiel gibt es ein Handbuch sowie Spielmaterialien in einer einfachen und einer komplexeren Variante.
Materialien zum Download:
Der AWO Bundesverband und die Träger der Freiwilligendienste machten im Jahr 2023 intensiv und erfolgreich Lobbyarbeit für die Freiwilligendienste. Auch die Freiwilligen der AWO engagierten sich, unter anderem im Rahmen des AWO-Sprecher*innensystems.