Debatte über Engagement und soziale Pflichtzeit
AWO unterstützt Positionierung und Gesprächsangebot der Verbände.
In einem jetzt veröffentlichten Positionspapier stellen sich mehrere Verbände gegen eine Dienstpflicht zum Beispiel in Form eines „sozialen Pflichtjahres“. Die Arbeiterwohlfahrt gehört zu den Unterzeichnenden.
„Als AWO lehnen wir eine Dienstpflicht ab und setzen klar auf engagierte Freiwilligkeit. Jungen Menschen muss soziales Empfinden nicht erst angetragen werden, denn es gibt unter ihnen eine hohe Engagementbereitschaft“, so AWO-Präsidentin Kathrin Sonnenholzner. „Stattdessen müssen wir Bedingungen schaffen, die mehr Menschen die Entscheidung für einen Freiwilligendienst ermöglichen – durch eine deutliche Steigerung der Bekanntheit und Wertschätzung sowie eine finanzielle Ausstattung, die einen Freiwilligendienst unabhängig vom Geldbeutel der Eltern ermöglicht.“
Freiwilligendienste stärken Zusammenhalt und Demokratie – das erleben Verbände wie die AWO seit vielen Jahren und Jahrzehnten im Freiwilligen Sozialen Jahr und im Bundesfreiwilligendienst. Die Einführung eines gesellschaftlichen Pflichtdienstes wäre dagegen aus Sicht der AWO der falsche Weg.
„Wer gute Engagementerfahrungen macht, bekommt Lust auf mehr – starke Anreize bewirken mehr als Zwang“, ist Kathrin Sonnenholzner überzeugt, „Wenn Menschen dazu gezwungen werden, in Bereichen zu arbeiten, die ihnen nicht liegen, kann der Effekt sogar abschreckend sein. Und die praktische Erfahrung allein bringt auch nicht automatisch mehr Verständnis für gesellschaftliche Zusammenhänge, dazu braucht es eine gute Begleitung.“
In den Freiwilligendienstseminaren der AWO findet Demokratiebildung statt. Die Freiwilligen reflektieren ihre Erfahrungen; sie befassen sich mit der Frage, in welcher Gesellschaft sie leben wollen und was sie zum Miteinander in dieser Gesellschaft beitragen können. „Die Pflichtdienstidee polarisiert, wo doch ein Mehr an Zusammenhalt das Ziel ist. Wir brauchen Zutrauen in die junge Generation und ein offenes Ohr für ihre Bedürfnisse. Wir sollten uns dafür einsetzen, dass es eine breite gesellschaftliche Anerkennung für engagierte Freiwillige gibt und dass die Angebote für mehr Menschen attraktiv werden. Die Debatte, wie wir das schaffen, würden wir gern führen“, so Kathrin Sonnenholzner abschließend.