21.12.2023

AWO warnt vor Entsolidarisierung

"Solidarität lässt sich in guten Zeiten leicht erklären. Jetzt müssen wir sie beweisen.“

Vor den Feiertagen appelliert die Arbeiterwohlfahrt an Zusammenhalt und Solidarität und ruft zu Unterstützung sozialer Initiativen wie Kältehilfen auf.

„Die zurückliegende Zeit hat mit den Folgen der Pandemie, Preissteigerungen und Kriegsfolgen die Lebenssituation vieler Menschen deutlich und nachhaltig verschlechtert”, erklärt dazu Kathrin Sonnenholzner, Präsidentin der Arbeiterwohlfahrt, “Diese Krisen und Ängste nutzen Populist*innen am rechten Rand, um ihre menschenverachtenden Ideen weiter durchzusetzen. Wir beobachten eine zunehmende Entsolidarisierung der Gesellschaft. Sie geht einher mit menschenverachtenden Einstellungen, Ideen von einem Recht des Stärkeren oder Leitungsfähigeren, Rassismus, Antisemitismus und verschärften Verteilungskämpfen, die aber vor allem nach unten gerichtet sind. Wir als Gesellschaft müssen jetzt eine Entscheidung treffen: Stellen wir uns solidarisch den Herausforderungen und treten füreinander ein, oder überlassen wir denjenigen das Feld, die gefühlte Entlastung durch vermeintlich einfache Lösungen versprechen? Es ist an uns allen, die Schwächsten der Gesellschaft nicht unseren Ängsten zu opfern, sondern gerade jetzt auf Miteinander zu setzen. Solidarität lässt sich in guten Zeiten leicht erklären. Jetzt müssen wir sie beweisen.“

Der Verband ruft dazu auf, soziales Engagement zu unterstützen – durch Mithilfe oder Spenden. So sind beispielsweise aktuell wieder in vielen Städten und Gemeinden Kältehilfeinitiativen aktiv, die wohnungslose Menschen mit Essen, Kleidung und Unterkunft versorgen. „Licht, Wärme und Geborgenheit – das sind Dinge, die sehr viele Menschen mit den bevorstehenden Feiertagen verbinden. Für wohnungslose Menschen werden sich diese Dinge auch in diesem Jahr nicht erfüllen“, so Sonnenholzner dazu. „Besonders Menschen, die ohne Unterkunft auf der Straße leben und keinen Rückzugsraum haben, werden immer wieder Opfer von Angriffen. Sie werden bedroht, erniedrigt, erpresst, geschlagen und getreten, vergewaltigt, im Schlaf angezündet, gefoltert und ermordet. Diese Gewalt können und dürfen wir nicht achselzuckend hinnehmen.“

Die Bundesarbeitsgemeinschaft für Wohnungslosenhilfe e.V. (BAG W) dokumentiert seit 1989 entsprechende Straftaten mittels einer systematischen Presseanalyse. Mehr als 2.200 Fälle umfasst heute die Gewaltstatistik – 565 davon mit tödlichem Ausgang (Stand: 29.04.2020). Allerdings wird davon ausgegangen, dass die Dunkelziffer viel höher ausfällt.

„Alle Demokrat*innen sind aufgerufen, sich gegen die Entsolidarisierung der Gesellschaft und antidemokratische Tendenzen zu stellen“, so Sonnenholzner abschließend, „Die AWO setzt Werte wie Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Toleranz gegen diese besorgniserregenden Entwicklungen. Um Ungerechtigkeit zu beenden, braucht es eine wirksamere Umverteilung. Das Ziel sind gleiche Lebens- und Teilhabechancen für alle Bürger*innen. Nur eine gerechte Gesellschaft ist eine solidarische Gesellschaft. Dafür arbeiten wir.“

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