Kita /// Zukunft denken.
Gemeinsam mit seinen Partnern GEW und KTK im Bündnis für ein Bundesqualitätsgesetz lud der AWO Bundesverband am 16. Oktober 2025 zum zwölften Dialog-Workshop nach Berlin ein. Themen des interdisziplinären Austauschs waren unter anderem demografischer Wandel, Mehrsprachigkeit und gute Rahmenbedingungen.
Gute Kitas – aber wie?
Fachleute aus Wissenschaft, Politik und Praxis diskutierten mit der Zivilgesellschaft, wie die Qualität in der Kindertagesbetreuung trotz demografischer, struktureller und finanzieller Herausforderungen nachhaltig gesichert werden kann. Eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung ist die Basis für Bildung und Teilhabe und muss daher mit hoher politischer Priorität behandelt werden. Der Fokus der Veranstaltung lag auf den von CDU/CSU und SPD im Koalitionsvertrag festgeschriebenen Vorhaben sowie der gegenwärtigen Situation in der Praxis.
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Mehr InformationenEin gemeinsames Ministerium – ein Bildungsverständnis?
Die Zusammenlegung der Bereiche Bildung und Familie zum „neuen“ Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend nahm Kathrin Bock-Famulla von der Bertelsmann-Stiftung zum Anlass, um über ein ganzheitliches Bildungsverständnis zu sprechen. Gemäß dem Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB VIII) liegt der Kinder- und Jugendhilfe und damit der Kindertagesbetreuung ein eigener komplexer gesetzlicher Förderauftrag zugrunde, der in aktuellen Entwicklungsprozessen berücksichtigt werden muss.
Mehrsprachigkeit als Potenzial für Bildung und Teilhabe
Dr. Seyran Bostanci vom Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung und Dr. Timm Albers von der Universität Paderborn blickten auf die geplanten verpflichtenden Sprachstandserhebungen für Vierjährige, die einen Schwerpunkt im Koalitionsvertrag einnehmen. Beim Thema Mehrsprachigkeit und sprachliche Bildung verfolgt die aktuelle Bundesregierung einen eher restriktiven Ansatz. Mehrsprachigkeit bei Kita- und Schulkindern wird vor allem als Herausforderung für den Spracherwerb und die Integration gesehen – nicht als Potenzial für Bildung und Teilhabe. Dazu Alexander Nöhring, Leiter der Abteilung Kinder, Jugend, Frauen, Familie im AWO Bundesverband: „Kein Kind kann unter Bedingungen der Angst gut lernen. Wenn wir aber Mehrsprachigkeit nicht zulassen, wenn wir Sprachstandmessungen mit dem Blick darauf durchführen, die Kompetenz in Deutsch zu einem bestimmten Zeitpunkt einfach nur zu messen, dann machen wir Kindern und Familien Angst. Das verhindert gute Lernprozesse.
Wir haben genügend pädagogische Instrumente. Dafür brauchen wir gute Rahmenbedingungen in den Kitas. Aber wir brauchen keine neuen Diagnoseverfahren.“
Konsequenzen des demografischen Wandels
Dr. Sophie Koch von der Volkssolidarität und Ina Stanulla vom ASB nahmen im Rahmen der Initiative #ZukunftKitaOst die kontinuierlich sinkenden Kinderzahlen in den Blick, die einen starken Einfluss auf die Kindertagesbetreuung nehmen. Sinkende Geburtenzahlen führen regional – insbesondere in Ostdeutschland – zu einem deutlichen Rückgang der Kinderzahlen in Kitas. Damit sehen sich immer mehr Träger gezwungen, ihre Angebote zu reduzieren oder Personal zu entlassen. Die Initiative betont, dass der demografische Wandel auch die Chance für gezielte Qualitätsverbesserungen mit sich bringen kann.
Das geplante Qualitätsentwicklungsgesetz
Zum 1. Juli 2027 soll das derzeitige Kita-Qualitätsgesetz durch das Qualitätsentwicklungsgesetz (QEG) abgelöst werden. In ihrem Impulsvortrag gab Claudia Fligge-Hoffjann, Referatsleiterin im Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend, einen Einblick in die derzeitigen Diskussionen und Prozesse im Rahmen des QEG, in das auch Schwerpunkte aus dem Koalitionsvertrag – insbesondere Sprachstandserhebungen für Vierjährige, Sprach-Kitas und Startchancen-Kitas – integriert werden sollen.
Forderungen des Bündnisses für ein Bundesqualitätsgesetz
Zwar konnten die Rahmenbedingungen in den letzten Jahren durch die bisherigen Gesetze nach und nach verbessert werden, doch es fehlt weiterhin an bundesweit verbindlichen einheitlichen Standards. Für diese Standards setzt sich das Bündnis für Kita-Qualität aus AWO, GEW und KTK-Bundesverband seit über zwölf Jahren ein:
- Fachkraft-Kind-Schlüssel, der sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientiert
- Leitungsfreistellung
- Zeit für Fort- und Weiterbildung
- Ausreichende Berücksichtigung der mittelbaren pädagogischen Arbeitszeit
- Anspruch auf Fachberatung
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Kita /// Zukunft denken.
Für ein Bundesqualitätsgesetz mit bundesweiten Standards und auf Dauer finanziert – Ziele und Forderungen des Bündnisses für Kita-Qualität
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Demografischen Wandel für Kita-Qualität nutzen
Forderungen der Initiative #ZukunftKitaOst von AWO, ASB und Volkssolidarität
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Die falsche Rechnung
Der demografische Wandel entlastet die Kitas nicht – er droht sie zu schwächen. (Artikel der GEW vom 21. Oktober 2025)