Foto: Auftaktveranstaltung unserer AG Demokratieförderung am 5. Oktober 2021 in Dresden, u.a. mit unserer Landesvorsitzenden Margit Weihnert (vorn Mitte) und der SPD-Bundestagsabgeordneten Rasha Nasr (vorn rechts)
Wenn wir uns politisch äußern, wird uns in den sozialen Medien oftmals vorgeworfen: „Schuster, bleib bei deinen Leisten“. Anders ausgedrückt: Wir sollen uns um die Menschen kümmern, die unsere Hilfe benötigen und uns ansonsten bitte schön raushalten. Ein demokratisches Selbstverständnis und politische Überzeugungen kann man aber nicht einfach aus dem täglichen Arbeitsumfeld außen vorlassen. Das zeigt sich auch deutlich mit einem Blick in unsere Leitsätze. Dort heißt es unter anderem: „Wir streiten für eine demokratische Gesellschaft in Vielfalt und begegnen allen Menschen mit Respekt.“ Und: „Wir treten für Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Toleranz ein. Diese Grundwerte des freiheitlichen demokratischen Sozialismus bestimmen unser Handeln.“ Allein in diesen zwei Leitsätzen wird das Bekenntnis zur demokratischen Grundordnung sehr deutlich. Danach handeln wir täglich in unseren Einrichtungen und Diensten, wo wir allen Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, Religion oder sozialem Hintergrund, auf Augenhöhe und mit der gleichen Wertschätzung begegnen. Und das zeigt sich auch in unserer Arbeit als Landesverband, in der wir dieses demokratische Selbstverständnis mit verschiedenen Instrumenten weiter fördern.
Wir wollen Haltung zeigen und Demokratie stärken
Leider zeigt gerade der Blick auf Sachsen, wie bitter nötig die Stärkung unserer Demokratie und wie fragil das Werteverständnis ist, auf dem unser gesellschaftliches Zusammenleben beruht. Hier wurden rechte Tendenzen lange verharmlost und unter Corona tritt nun eine extremistische, gewaltbereite und demokratiegefährdende Feindseligkeit offen zu Tage. Menschen werden bedroht und eingeschüchtert und der Boden der freiheitlichen demokratischen Grundordnung wird teilweise vollen Bewusstseins verlassen.
Als AWO Sachsen engagieren wir uns schon lange gegen solche Tendenzen - u.a. im 2017 von uns mitgegründeten Bündnis gegen Rassismus für ein menschenwürdiges und gerechtes Sachsen. Wir sind in Netzwerken wie #unteilbar und anderen Gremien aktiv, um auf den strukturellen Rassismus in Sachsen aufmerksam zu machen und für ein friedliches und respektvolles Miteinander zu kämpfen. Gemeinsam mit unseren Bündnispartner*innen haben wir in den vergangenen Jahren zahlreiche Demonstrationen, Kampagnen und Aktionen organisiert, um unsere Gesellschaft aktiv mitzugestalten, z.B. die jährliche CSD Demo in Dresden, das Dresdner Gastmahl „Dresden isst bunt“, Demos wie #unteilbar, #HerzStattHetze und #WirSindMehr sowie Kampagnen wie #100ProzentMensch und #UndMenschlichkeit?.
Trotz dieses großen Engagements war uns 2021 klar: Wir müssen die Aufgabe der Demokratieförderung noch strukturierter und mit gebündelten Kräften angehen.
Die AG Demokratieförderung
Als AWO möchten wir politisch Einfluss nehmen und die Gesellschaft aktiv mitgestalten. Vor dem Hintergrund, dass auch im vergangenen Jahr 2021 rechtspopulistische und sogar rassistische Ansichten weiter in die gesellschaftliche Mitte rückten, sahen wir dringend Handlungsbedarf. Dieses Anliegen wurde auf unserer digitalen Landeskonferenz im März 2021 weiter verankert: Dort wurde ein Antrag zur Demokratieförderung als Schwerpunktthema beschlossen.
Herzstück der Umsetzung im Verband soll die AG Demokratieförderung sein, die am 5. Oktober in Dresden gegründet wurde. Auf der Auftaktveranstaltung diskutierten wir spannende Fragestellungen, u.a.: Wie können sich AWO Gliederungen nachhaltig für soziale und demokratische Werte in den jeweiligen Sozialräumen einbringen und diese mitgestalten? Was gibt es schon für Demokratieprojekte innerhalb der AWO? Wo müssen wir unbedingt ansetzen, sei es in der verbandsinternen Kommunikation oder in unserem Wirken in die Öffentlichkeit hinein?
Großes Highlight war der Besuch unserer frisch gebackenen Bundestagsabgeordneten Rasha Nasr, SPD, die bei uns ihren zweiten offiziellen Auftritt in dieser Funktion absolvierte. Rasha bereicherte die Veranstaltung mit spannenden Einblicken aus Berlin, ihrer Herzlichkeit und ihrem Einsatz für unsere gemeinsamen Werte.
Die AG Demokratieförderung wird sich regelmäßig digital oder in Präsenz zusammenfinden und auf Grundlage der AWO-Werte den Prozess unterstützen, Demokratieförderung als Querschnittsaufgabe im Verband zu verankern. Zudem soll sie die Mitarbeit der AWO Sachsen im Sächsischen Bündnis gegen Rassismus begleiten, die politische Netzwerkarbeit unterstützen und die Diversität innerhalb der AWO fördern.