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Wie Freiwillige mit Stricknadeln gegen Altersarmut kämpften

Die Armut alter Menschen ist oft genug unsichtbar und wird deshalb noch immer zu wenig diskutiert. Mit einer ganz besonderen Idee haben Freiwillige im Saarland das Thema in die Politik getragen – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.

Altersarmut sieht man häufig nicht. Die Betroffenen verstecken den Geldmangel, so gut es geht. Es soll möglichst niemand merken, dass sie nicht über die Runden kommen.

Betroffen sind viel zu viele Rentner*innen: 2015 war laut statistischem Bundesamt jeder siebte Rentner ab 65% in Deutschland von Armut bedroht. Für Frauen ist das Risiko sogar noch höher.

Das unsichtbare Problem sichtbar machen

Um das unsichtbare Problem ins Bewusstsein der Politik zu holen, haben letztes Jahr hunderte Freiwillige im Saarland über Monate eine ganz besondere Aktion geplant und durchgeführt:

Alles startete mit einem Aufruf an die AWO-Mitglieder des Saarlandes: Die Gleichgültigkeit gegenüber steigender Armut darf nicht einfach so hingenommen werden. Wir müssen etwas tun und Aufmerksamkeit für das Problem schaffen. Die Idee: Einen symbolträchtigen Schal gegen soziale Kälte stricken – und alle stricken solidarisch mit.

Fast tausend Schals

Mehr als 50 Einrichtungen und Ortsvereine wollten dabei sein, viele weitere Engagierte schlossen sich an. Mehrere hundert Stricker*innen machten sich zuletzt ans Werk – und strickten über 800 einzelne Schals.

Die Herausforderung: Diese Einzelstücke zu einem einzigen großen Schal verknüpfen. Dafür rief die AWO an einem Aktionstag alle Stricker*innen zusammen. Gemeinsam verknüpften sie die Schalfragmente zu je zehn Meter langen Teilstücken.

Am zweiten Adventssonntag schließlich wurden auf der Aktionsstrecke alle zehn Meter Markierungen angebracht und die Teilstücke dort ausgerollt und aneinandergehalten, so dass ein geschlossener Schal entstand.

Der längste Schal und die toughsten Freiwilligen

Rund 350 Freiwillige brachten so trotz Eiseskälte und Glatteis das politische Anliegen für Stunden auf die Straße: Am Vormittag wurde „der längste Schal des Saarlandes gegen soziale Kälte“ bei winterlichen Straßenverhältnissen zwischen der Staatskanzlei und dem Landtag in Saarbrücken ausgerollt. Stolze 1,5 Kilometer Länge hatten die Engagierten zusammengestrickt.

Das konnten die politischen Entscheidungsträger*innen nicht ignorieren. Die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer war nur eine von mehreren Politiker*innen, die sich in die Menschenkette einklinkten.

Nach dem Ende der Aktion war aber noch nicht das Ende vom Schal erreicht – ein Teil von ihm wanderte zusammen mit den Forderungen nach Verbesserung mit zu den Gesprächen rund um die Regierungsbildung nach Berlin. Und beim abschließenden Aufwärmen bei Erbsensuppe und Würstchen konnte jede*r einen verbliebenen Teil des Riesenschals gegen eine kleine Spende mitnehmen.

Mit Stricknadeln die Welt verbessern

Es sind Aktionen wie diese, die gesellschaftliche Probleme ins Rampenlicht holen und mit dafür sorgen, dass die Politik sich ihrer annimmt. Engagement kann viele Formen haben und auf viele Weisen Wirkung zeigen. Nicht immer ist dafür der laute politische Protest vonnöten. Manchmal reicht schon etwas so kleines wie eine Stricknadel, um die Welt ein bisschen besser zu machen.

Wie sieht Engagement bei der AWO aus? Wie kann ich selbst aktiv werden? Im Vorfeld der AWO Aktionswoche 2018 nehmen wir das Engagement bei der AWO unter die Lupe. Und vom 16. bis 24. Juni heißt es dann wieder: Echte Vielfalt. Echtes Engagement. Echt AWO. Alle Blogartikel, Themen, Infos und Aktionen gibt es hier: ECHT AWO.

 

 

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