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10.02.2022 | Artikel

Rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit bei häuslicher Gewalt

Jedes Jahr sind zahlreiche Jugendliche und junge Frauen von häuslicher Gewalt betroffen. Sie erleben Gewalthandlungen zwischen den Eltern mit, geraten oftmals selbst in die Auseinandersetzung oder erleben in der eigenen Partnerschaft Gewalt. Die Erfahrungen treffen junge Menschen in einer Phase, die besondere Aufgaben und Bewältigungsherausforderungen an sie stellt. Ein durch häusliche Gewalt geprägtes Umfeld beeinträchtigt und erschwert diese Entwicklungen. Noch immer werden viele gewaltbetroffene junge Menschen nicht erreicht, da sie selbst zu wenig über Beratungs- und Schutzangebote wissen. Bei Gewalt in Partnerschaften ist der Fokus oftmals primär auf die gewaltbetroffene Mutter gerichtet. Mitbetroffene jugendliche Kinder erhalten häufig noch nicht die Aufmerksamkeit und Hilfeangebote zur Bewältigung der Gewalterfahrungen und den sich daraus ergebenden Beeinträchtigungen ihrer Lebenssituation. Dies sind einmal mehr Gründe, um die notwendige präventive Arbeit zu häuslicher Gewalt und die Öffentlichkeitsarbeit insbesondere auch mit Blick auf Jugendliche und junge Frauen zu stärken.

Das Zusammenwirken von Frauengewaltschutz, Jugendhilfe, Polizei und weiteren Akteur*innen bei häuslicher Gewalt ist notwendig, um die betroffenen Jugendlichen und jungen Frauen besser zu erreichen. Schutzunterkünfte, Einrichtungen, Interventions- und Fachberatungsstellen benötigen regionale Vernetzungs- und Kooperationsstrukturen, um verlässliche jugendspezifische Angebote zu etablieren. Daher war der zentrale Gesprächsgegenstand des hier dokumentierten AWO Expertinnengesprächs, wie durch eine rechtskreis- und arbeitsfeldübergreifende Zusammenarbeit der verschiedenen Akteur*innen im Hilfesystem insbesondere die Situation dieser jungen Menschen verbessert werden kann. Dabei zeigte sich, dass leider allzu oft der Erfolg einer guten Zusammenarbeit eine Frage der vorhandenen zeitlichen und personellen Ressourcen ist. Kooperation und Vernetzung bei häuslicher Gewalt sind in den meisten Kommunen nicht institutionalisiert bzw. strukturell verankert. Hier ist der politische Wille gefragt, gemeinsam mit den Hilfeakteur*innen gute Rahmenbedingungen zu gestalten, die die Gewaltschutzarbeit nachhaltig, in Kooperation und vernetzt möglich machen.

Das hier dokumentierte Expertinnengespräch mit AWO Fach- und Leitungskräften aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern der Jugendhilfe und des Frauengewaltschutzes, die ihre erfahrungsbasierte Expertise eingebracht haben, wurde wissenschaftlich begleitet durch Professorin Dr. Angelika Henschel von der Leuphana Universität Lüneburg.

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