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08.05.2017 | Artikel

Jahresbericht 2016 zur Rauschgiftkriminalität vorgestellt

Von: Kerstin Guderley

 

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler und BKA-Präsident Holger Münch, stellten heute die Rauschgiftlage und die Zahlen der Drogentoten 2016 vor. Im Vergleich zum Vorjahr war ein Anstieg rauschgiftbedingter Todesfälle um neun Prozent zu verzeichnen.

Besonders stark stieg die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Konsum neuer psychoaktiver Stoffe (NPS), sogenannter Legal Highs, die über das Internet in Onlineshops als Kräutermischungen, Badesalze, Lufterfrischer oder Pflanzendünger verkauft werden. Da ihre Zusammensetzung oft nicht bekannt ist, ist dies mit hohen Risiken für die Konsument*innen verbunden. Ende 2016 trat daher das Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NpSG) in Kraft, dessen Auswirkungen und Erfahrungen in den nächsten Jahren evaluiert werden und die den Kampf gegen Legal Highs unterstützen sollen.

Problematisch seien laut Marlene Mortler darüber hinaus die immer größere Bandbreite verfügbarer Substanzen und der zunehmende Mischkonsum. Umfassende Hilfen für Abhängige und Angehörige, im Sinne der Prävention und Frühintervention, müssen vor allem deutlich früher ansetzen. Jeder, der erstmalig mit einer verbotenen Substanz aufgegriffen wird, muss mit seinem Drogenkonsum konfrontiert werden und umgehend Beratung erhalten, erklärte Mortler.

Expert*innen zufolge sind auch eine steigende Stoffqualität und gleichzeitig sinkende Preise für den steigenden Konsum verantwortlich. Aus diesem Grund fordert der Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, Raphael Gaßmann, ein Ende der Verbotspolitik und ein Umdenken der Politik auf Bundes- und Landesebene hin zu fachpolitischen Lösungen. Insbesondere auch die gesundheitliche Versorgung von Suchtkranken in Gefängnissen müsse verbessert werden. Bei vielen der Drogentoten handelt es sich um abhängige Häftlinge. Einige würden schon kurz nach ihrer Entlassung an einer Überdosierung sterben, weil sie im Gefängnis nicht oder nur unzureichend mit dem Heroin-Ersatzstoff Methadon versorgt würden.

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