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24.08.2021 | Artikel

Digitalisierung muss gemeinwohlorientiert gestaltet werden

Wie muss Digitalisierung gestaltet werden, damit sie sozial gerecht und inklusiv ist? Drei Fragen an Selvi Naidu, Vorstandsmitglied des AWO Bundesverbandes. 

Durch die Pandemie wird derzeit überall von Digitalisierung gesprochen – ist dazu nicht mittlerweile alles gesagt?

Die Digitalisierung ist ein Prozess, der die ganze Gesellschaft betrifft – und für viele auch durch die Pandemie immer spürbarer wird. Dabei geht es um viel mehr als schnelles Internet oder WLAN in Bussen und Bahnen. Deswegen ist es wichtig, dass wir jetzt darüber reden, wie wir die Digitalisierung und damit auch die Zukunft unseres Landes gestalten wollen!

Aber haben wir da nicht schon große Fortschritte gemacht?

In der AWO sind wir im letzten Jahr natürlich deutlich besser im Umgang mit digitalen Technologien geworden, wie die Menschen in vielen anderen Organisationen auch. Sowohl im Ehrenamt als auch bei den Mitarbeiter*innen in den Einrichtungen hat sich hier viel getan. Aber das ist ja nur die eine Seite der Medaille. Wir müssen darauf achten, alle mitzunehmen. Schnelles Internet ist für viele Menschen unerreichbar. Die Bildung in Deutschland ist häufig nicht zeitgemäß. Eine Bildungseinrichtung ohne angemessene digitale Ausstattung und Infrastruktur kann ihre heutigen Aufgaben nicht ausreichend erfüllen. Fehlende Sicherheit im Umgang mit digitalen Medien schreckt immer noch viele Menschen ab und viel zu oft ist es auch noch eine Frage des Einkommens, ob sich Bürgerinnen und Bürger digital beteiligen können – das darf so nicht sein. In der digitalen Transformation, in der wir uns gerade befinden, darf diese Gesellschaft niemanden zurück lassen! Ziel dieses Prozesses muss doch sein, dass wir mehr Beteiligung und mehr Miteinander ermöglichen. Das Gemeinwohl muss auch hier vor den finanziellen Interessen einzelner Konzerne stehen.

Wie können wir dafür sorgen, dass die Digitalisierung sozial gerecht abläuft?

Wir müssen jetzt anpacken und dafür sorgen, dass Digitalisierung überall - auch in den Arbeitsfeldern der AWO - stärker positiv erlebbar wird. Ob Schule, Kindertagesstätte oder Pflegeheim – der Staat muss die Mittel bereitstellen, möglichst schnell und flächendeckend solche Einrichtungen digital auszustatten und anzubinden. Aber damit ist es nicht getan: Auch Schulungsangebote müssen geschaffen werden, um Berührungsängste abzubauen, Kompetenzen zu schaffen und Innovationen zu ermöglichen. Hier braucht es klare Regeln und Transparenz.  Aber auch die Dienstleistungen der Verwaltungen müssen digital werden – Und zwar so, dass jeder Bürger und jede Bürgerin davon profitiert, egal ob auf dem Land oder in der Stadt, egal ob arm oder reich, egal ob jung oder alt. Barrierefreiheit ist hier die Grundvoraussetzung, um eine gleichberechtigte Teilhabe aller zu ermöglichen!

Digitale Technologien sind eine großartige Chance, um  die Gesellschaft besser und gerechter zu machen. Das geht nicht, wenn rein kommerzielle Interessen im Vordergrund stehen. Stattdessen sollten wir nicht nur die Anforderungen, sondern auch die Kompetenzen der Zivilgesellschaft in den Vordergrund rücken. Offene Software und spannende, digitale Lösungen entstehen häufig aus ehrenamtlicher Arbeit. Diese Arbeit braucht unsere Unterstützung und Förderung.

Wenn wir es schaffen, soziale Themen und technischen Fortschritt miteinander zu verknüpfen und gemeinwohlorientiert zu denken, können wir es schaffen, dass alle von der Digitalisierung profitieren. Deutschland, Du kannst das!

Die AWO begleitet die 12 Wochen bis zur Wahl unter dem Motto „Deutschland, Du kannst das!“ mit sozial- und gesellschaftspolitischen Forderungen an die kommende Bundesregierung. Aktuell startet die Themenwoche „Digitalisierung“. Mehr dazu unter: awo.org/bundestagswahl-2021

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