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Kinderstuben der Demokratie

Demokratie statt Drill: Die Kindertagespflege der AWO hat schon lange den Anspruch, Kinder zu Vielfalt und Teilhabe zu ermächtigen. Ein Blick zurück in eine bewegte Geschichte. 

Gebt den Kindern das Kommando! Das ist die bekannte Forderung eines Popsongs - und bei der AWO schon Realität geworden. In ihren Demokratiekitas lernen Kinder, was Partizipation und Meinungsvielfalt bedeuten:

Ein Kitaparlament mit einer eigenen Verfassung trifft wichtige Entscheidungen, es gibt Abstimmungsverfahren und Debatten. Die Delegierten werden von den Kindern gewählt. Entschieden wird so zum Beispiel über das Essen beim Sommerfest. Was auf diese Weise spielerisch und kindgerecht ausprobiert wird, macht die Kinder stark für Teilhabe: Es hilft ihnen, sich selbst und andere als Individuen mit eigenen Bedürfnissen zu erkennen und die Vielfalt innerhalb eines demokratischen Systems wahrzunehmen.

Die heutigen Demokratiekitas haben eine lange Vorgeschichte in der AWO. Als Marie Juchacz den Verband vor 100 gründete, war Kinderarbeit erst seit wenigen Jahren illegal: Noch kurz nach der Jahrhundertwende war es üblich, dass die Kinder der ärmeren Bevölkerungsschichten zum Beispiel in Fabriken schufteten. Das „Gesetz betreffend Kinderarbeit in gewerblichen Betrieben“ verbot das 1903. Kinderschutzkommissionen unter anderem von zukünftigen AWO-Engagierten wie Juchacz wachten darüber, dass das Verbot eingehalten wurde, halfen mit Erholungsangeboten für die Kleinsten oder unterstützten im Alltag, und setzte sich dafür ein, die Lebensbedingungen von armen Familien und ihren Kindern zu verbessern.

Die ersten Kitas, die von der AWO gegründet wurden, wollten außerdem einen ganz neuen Erziehungsstil: Im Kaiserreich sollten Kinder vor allem zu einem geformt werden: gehorsamen, staatstreuen Untertanen. Neue pädagogische Ansätze setzten dem ganz andere Ideen entgegen: Kinder stärken statt disziplinieren.

Eines der ersten reformpädagogischen Modellprojekte der AWO wurde in der Folge der „Immenhof“. Gegründet 1927, ein „Heim für schwererziehbare Mädchen“. War es bis dato nicht unüblich, „delinquente“ Kinder - meist Kinder und Jugendliche aus ärmeren Verhältnissen - zu kriminalisieren, wollte der Immenhof Mädchen und Frauen fördern und begleiten.

Solche Ziele mussten jedoch zum Ende der Weimarer Republik vorerst der bitteren Realität weichen. Armut und Arbeitslosigkeit stiegen an, die Weltwirtschaftskrise traf vor allem diejenigen, die sowieso benachteiligt waren, hart. Die AWO reagierte darauf, indem sie z.B. die Öffnungszeiten ihrer Einrichtungen verlängerte. So bekamen die Kinder wenigstens einmal am Tag eine warme Mahlzeit. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden auch solche Einrichtungen verboten oder gingen in den Besitz der NSDAP über.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs knüpfte die AWO an ihre Arbeit an. Die Kitas von heute setzen sie fort. Ob vorurteilsbewusste Erziehung, mehr Anerkennung für Fachkräfte, politische Forderungen zur Weiterentwicklung der Qualität in Kindertagesstätten oder eben Demokratiekitas: #wirmachenweiter - Mit Erfahrung für die Zukunft.

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