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Diagnose Demenz - wie weiter?

Von: Gudula Wolf

 

Mein Nachbar erzählte mir, dass seine 73 jährige Frau an Demenz erkrankt ist. Sie wurde in letzter Zeit immer vergesslicher, hatte keine Lust mehr an den Kreuzworträtseln und am Kochen. Der Haushalt wurde ihr zu viel. Wenn Besuch kam ging sie aus dem Zimmer oder nahm kaum noch an den Unterhaltungen teil. Meist wollte sie einfach nur in Ruhe gelassen werden. Der Sohn der Nachbarin machte sich Sorgen und wollte unbedingt wissen, ob seine Mutter an einer Erkrankung litt. Sie stimmte einer fachärztlichen Untersuchung zu.

Wir leben sehr gut im Quartier mit dem Nachbar-Ehepaar zusammen. Allen ist die Veränderung aufgefallen. Der Ehemann ist traurig und überfordert mit der Situation. Wir wollen helfen. Wie bekommt er Hilfe und Unterstützung? Was sollte der Ehemann beachten? Wie können wir in der Nachbarschaft helfen und unterstützen?

 

Was sollte der Ehemann im Umgang mit seiner Ehefrau beachten?

 

Für den Umgang, mit Menschen die an Demenz erkrankt sind, gibt es keine allgemeingültigen Rezepte. Die unterschiedlichen Demenzformen und -stadien unterscheiden sich individuell in ihrer Ausprägung und auch in Ihren Krankheitszeichen. Wichtig ist der Kontakt und eine kontinuierliche Begleitung durch fachärztliches Personal, um das weitere Vorgehen von medizinischen Behandlungen, Untersuchungen und Unterstützungsmöglichkeiten zu besprechen.

Die Entscheidung Menschen mit Demenz über ihre Diagnose aufzuklären sollte abgewogen werden und in Absprache mit dem ärztlichen Fachpersonal geschehen. Dafür spricht, dass die betroffene Person, mit dem Wissen um die Demenzerkrankung sich an ihrer Lebensplanung beteiligen kann. Dagegen spricht, dass sie auch verstärkt depressiv reagieren können oder jegliches Gespräch darüber vermeiden möchten.

Allerdings ist ein offener Umgang mit der Diagnose im gemeinsamen Umfeld entscheidend. Angehörige müssen nicht nur das Wissen sowie die Auswirkungen um eine unheilbare Krankheit eines geliebten Menschen bewältigen, sondern auch Entschlüsse zur weiteren Versorgung und Pflege treffen. Ein offener Umgang mit der Erkrankung führt zu mehr Anerkennung, unter Umständen auch zu Entlastung und Unterstützung in dem Verwandten- Bekannten- und Nachbarschaftskreis.

Die Expertin rät:

 

Vorsorge treffen

 

Da der Verlust der Merkfähigkeit und der Gedächtnisabbau meist langsam fortschreitet, sollte möglichst frühzeitig eine Vorsorge- oder Betreuungsvollmacht sowie eine Patientenverfügung aufgesetzt werden. Wichtig ist, dass Menschen mit Demenz die Vollmacht ausstellen, solange sie noch geschäftsfähig sind. Die Formvorschriften sind einfach: Die eigenhändige Unterschrift reicht aus, damit die Vollmacht wirksam wird. Bundesweite AWO Betreuungsvereine beraten und unterstützen dabei. Hier erfahren Sie mehr.

 

Verhaltensweisen beachten

 

Zu dem Krankheitsbild Demenz gehören typische Verhaltens- und Handlungsweisen der Betroffenen. Die Ursachen liegen meist am Verlust von Gedächtnis und Erinnerungsvermögen sowie der Unfähigkeit logische Verknüpfungen herstellen zu können. Meist steht die Beeinträchtigung der Merkfähigkeit zu Beginn einer dementiellen Erkrankung im Vordergrund, dann folgt ein fortschreitender Gedächtnisabbau. Neue Informationen werden nicht mehr abgespeichert.

Einfache Hilfestellungen können den Verlauf der Gedächtnisstörungen abmindern und den Umgang mit den Betroffenen erleichtern.

  • Fehlerhafte Aussagen nicht korrigieren oder mit logischen Argumenten versuchen zu überzeugen.
  • Keine Vorwürfe machen.
  • Verändertes Verhalten nicht persönlich nehmen.
  • Hilfsmittel wie Schilder oder Tagebücher nutzen, um das Erinnerungsvermögen zu halten.
  • Technische Hilfsmittel, wie Wasserflussregler, Temperaturbegrenzer, Herdsicherung, Rauchmelder, Lichtleisten oder Einschaltuhren zur Sicherung der Selbständigkeit einsetzen. 
  • Strukturierten Tagesablauf und vertraute Umgebung schaffen.
  • Erinnerungsgegenstände aus der Lebensgeschichte, wie Fotos aus der Vergangenheit nutzen.
  • Streitgespräche und Diskussionen vermeiden.
  • Ursachen der Beunruhigung ernst nehmen.

 

Wo gibt es Hilfe und Unterstützung?

 

Die meisten Menschen mit Demenz leben in privaten Haushalten und werden weitestgehend von nahen Angehörigen betreut und gepflegt. Im Interesse der Erkrankten sowie der eigenen Gesundheit ist es ratsam sich frühzeitig über Entlastungsmöglichkeiten beraten zu lassen. Regionale Demenzberatungsstellen, Alzheimer Gesellschaften oder die bundesweiten Pflegestützpunkte helfen dabei. Viele Angebote können teilweise aus Leistungen der Pflegeversicherung finanziert werden. Kranken- bzw. Pflegekasse halten Listen mit Dienstleistungsanbietern vor.

Ein breites Feld an Veranstaltungen mit Informationen und Austausch gibt es in der Woche der Demenz, die rund um den jährlich stattfindenden Welt-Alzheimertag am 21. September stattfinden. Das diesjährige Motto heißt „Demenz. Einander offen begegnen“. In Deutschland organisieren Verbände oder Organisationen wie örtliche Alzheimer-Gesellschaften oder Selbsthilfegruppen eine Reihe von regionalen Veranstaltungen. Auch die AWO bietet deutschlandweit viele Veranstaltungen mit interessanten Themen. Informationen in Ihrer Region erhalten Sie hier.

 

Wie kann die Nachbarschaft im Quartier helfen?

 

Neben ausreichenden Unterstützungsangeboten in der Wohngegend gehört auch ein Demenz- offenes -Umfeld in der Nachbarschaft, in den Geschäften, im Vereinsleben oder den kulturellen Angeboten dazu. Viele Stadtviertel oder Ortschaften bieten zum Thema dementielle Erkrankungen und ihre Auswirkungen Informationsveranstaltungen oder Schulungen an. Auch können ehrenamtliche Helfenden beispielsweise an gemeinsamen Spaziergängen, Museumsbesuchen, Musikveranstaltungen oder Einzelbesuchen teilnehmen.

Gerade Freunde und Nachbarn wissen oft nicht, wie sie mit Demenzkranken in ihrem näheren Umfeld umgehen sollen.

 

Die Diagnose ‚Demenz‘ wird uns baldige Gewissheit geben, die Denkfähigkeit wird weiter abnehmen und die Persönlichkeit der Nachbarin wird sich verändern. Wir alle wollen lernen damit umzugehen und das Ehepaar so gut es geht unterstützen.

Ich habe beschlossen regelmäßig mit meiner Tochter die Nachbarin aufzusuchen. Sie mögen sich sehr, singen Lieder zusammen, sitzen im Garten und wir gehen oft ins Nachbar Café nebenan.

 

Weitere Fragen? Nutzen Sie den Expertenchat zum Thema.

Am 29. August 2019 findet in der Zeit von 10:00 bis 11:30 Uhr ein Expertenchat zum Thema „Diagnose Demenz-Wie weiter?“ statt. Interessierte und betroffene Personen können sich mit einer Diplom Psychologin der Beratungsstelle Demenz und Pflege in einem Chat austauschen.

Treten Sie hier dem Expertenchat bei.

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